Es bedeutet die spezifischen Bedürfnisse des Pferdes durch das gesamte Haltungssystem besonders gut zu berücksichtigen.
Durch die Haltung im Offenstall, werden die Grundbedürfnisse eines Pferdes am besten abgedeckt.
Diese Grundbedürfnisse sind folgende:
Ausreichend Bewegung
In der Natur legt ein Pferd täglich etwa 30 km zurück und bewegt sich überwiegend im ruhigen Schritt. Es ist dabei ca. 16 Stunden im ruhigen Schritt unterwegs. Mit diesem Vergleich kann man sich schon leichter vorstellen, dass allein eine Stunde Bewegung beim Reiten einem Pferd in der Regel nicht ausreicht um das Tagespensum zu erreichen. Zu wenig Bewegung am Tag kann sogar für den gesamten Bewegungsapparat des Pferdes schädlich sein.
Pferde sind Herdentiere
Nur im Herdenverband fühlen sich Pferde sicher. In der freien Wildbahn leben sie in Familiengruppen, in denen untereinander Freundschaften geschlossen werden. Es gibt eine eindeutige Rangordnung. Es gibt nur ein Alpha-Tier, alle anderen Pferde sind diesem untergeordnet und haben ihren klar definierten Platz in der Herde. Das vielfältige Sozialverhalten von Pferden lässt sich in dieser Haltungsform sehr einfach beobachten. Das Sozialverhalten zeigt sich über freundschaftliches Kraulen, spielerische Kämpfe, herzhaftes Beissen und Ausschlagen, drohendes Ohren anlegen, Schnappen bis hin zum Steigen. All das ist in der Boxenhaltung nicht möglich.
Das Pferd bleibt seelisch stabil, solange es den direkten Kontakt zu Artgenossen pflegen kann und bleibt somit gesund.
Richtige Ernährung
Pferde verbringen etwa 15 Stunden am Tag mit Fressen. Sie haben ein Kaubedürfnis, welches erst nach einer gewissen Anzahl an Kaubewegungen befriedigt wird. Ein Pferd erhält zwar über sein Kraftfutter genug Nährstoffe, jedoch wird das Kaubedürfnis nicht gestillt. Somit ist das Pferd unbefriedigt, weil das Futter nach wenigen Minuten leer gefressen ist.
Lange Fresszeiten (mit überwiegend Raufutter) sorgen für Beschäftigung und befriedigen das Kaubedürfnis. Dies ist für das seelische als auch körperliche Wohl des Pferdes von großer Bedeutung.
Stall-Klima und Licht
Pferde kommen aus der baumlosen Steppe, wo sich ständig Wetter und Wind abwechseln und so den gesamten Organismus eines Pferdes geprägt haben. Daher brauchen sie nicht zwingend ein Dach über den Kopf. Jedoch steht ihnen Tag und Nacht ein Unterstand zusätzlich zur Verfügung. Frische Luft und Sonnenlicht tragen zu einem gesunden Stoffwechsel bei. Staub und Bakterien schädigen die Atemwege.
Pferde können dabei extreme Klimaschwankungen und Temperaturschwankungen von 30 - 40 Grad gut verkraften.
Wach- und Ruhezeiten
Pferde legen sich zum Schlafen gerne hin. Flach ausgestreckt können sie sogar in einen Tiefschlaf fallen.
Fühlt ein Pferd sich nicht sicher oder gar bedroht, muss es im Stehen schlafen, damit eine schnelle Flucht gewährleistet ist. Dabei können sie sich nicht vollständig erholen, da sie dauerhaft wachsam sein müssen.
Es ist einerseits genügend Platz wichtig, aber muss sich das Pferd auch in seinem Zuhause richtig sicher fühlen, damit es sich zum Schlafen hinlegt.
Pferde die robust im Offenstall gehalten werden, leben das ganze Jahr über Tag und Nacht im Freien. Sie können sich ihren Bedürfnissen entsprechend bewegen und haben uneingeschränkten Kontakt zu Seinesgleichen. Neben viel Auslauf und angeschlossenen Weiden gibt es einen Unterstand, wo Pferde bei schlechtem Wetter oder sogar vor zu viel Sonne Schutz finden. Einzelne Funktionsbereiche, wie Fressen, Saufen, Liegen, ... sind soweit voneinander getrennt, damit die Pferde so schon möglichst weite Wege zurück legen müssen um vom einen Bereich zum Anderen zu gelangen.
Vorteile:
Alle Bedürfnisse des Pferdes werden im Offenstall ausreichend abgedeckt. Es ist auch nicht schlimm, wenn man sein Pferd mal an einem Tag nicht bewegen kann, da es bei dieser Haltungsform genügend selbst herumlaufen kann. Robustpferde sind gesünder und leistungsfähiger als Stallpferde, arbeiten besser mit und sind zufriedener und ausgeglichener.
Nachteile:
Man muss damit rechnen, dass sich das Pferd öfter im Dreck wälzt und schmutziger ist als jedes Boxenpferd. Sie bekommen ein viel dickeres Winterfell, was für ein intensives Training im Winter etwas erschwerlicher ist, da man das nassgeschwitzte Pferd nicht einfach in den Offenstall zurück stellen kann. Außerdem muss man mit kleinen Schrammen am Pferd einfach leben, welche bei Rangkämpfen und Spielereien auftreten können. Jedoch werden diese Nachteile nur vom Menschen empfunden. Sieht man die Pferde glücklich in der Herde spielen und toben, sind für den Halter all diese Punkte nebensächlich.